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März 1945. Auch in Drewer sah man dem Kriegsende mit Sorge entgegen. Das Dorf war bisher noch verschont geblieben. Nur im Herbst 1944 wurden von amerikanischen Flugzeugen einige Bomben abgeworfen, die aber außerhalb des Ortes niedergingen.

Da nun die alliierten Armeen in breiter Front die deutschen Reichsgrenzen bereits überschritten hatten, mussten auch, wie in allen Städten und Gemeinden, in Drewer Panzersperren errichtet werden. An der Straße nach Belecke begann fieberhaftes Arbeiten. Von Kriegsgefangenen und einigen Dreweranern, die nicht zum Kriegsdienst eingezogen waren, wurden die Ulmen am Straßenrand gefällt und als Panzersperren hergerichtet. Eine Sperre wurde zwischen den Gehöften Franz Koers und Ferdinand Löseke, eine zweite am Ortsausgang nach Altenrüthen bei Köhne-Siedhoff und eine weitere bei Anton Broermann angelegt. Aber zum gegebenen Zeitpunkt wurden diese Panzersperren doch nicht genutzt.

Am Gründonnerstag, dem 29. März, verbreitete sich schnell die Nachricht: “Panzerspitzen in Brilon.” In diesen Tagen ging in Drewer noch alles seinen gewohnten Gang, obwohl einige Bürger, die die Kirche und ihre Häuser bereits weiß geflaggt hatten, von durchziehenden deutschen Truppen bedroht wurden.

Erstkommunion wurde auf Ostern vorgezogen

Angesichts dieser Unruhen beschloss Pfarrvikar Georg Haarmann, die Erstkommunion der Kinder, die am Weißen Sonntag stattfinden sollte, auf den 1. Ostertag vorzuverlegen. Dieses Fest wurde gezwungenermaßen nur im engsten Familienkreis gefeiert, denn inzwischen hatte auch die Westfälische Landeseisenbahn ihren Betrieb eingestellt, und Drewer konnte nur noch per Fahrrad oder zu Fuß erreicht werden. So musste mancher der geladenen Gäste der Erstkommunionfeier fernbleiben.

Am Ostermontag, dem 2. April, hatten sich die Bewohner zum Gottesdienst in der Kirche versammelt, aber Pfarrvikar Haarmann erschien nicht. Inzwischen waren amerikanische Aufklärungseinheiten bis Altenrüthen vorgestoßen, und niemand durfte das Dorf verlassen. Nachdem Vikar Haarmann aber mit einem amerikanischen Offizier Rücksprache genommen und sich als katholischer Pfarrer ausgewiesen hatte, durfte er Altenrüthen verlassen, um in Drewer den Gottesdienst zu feiern. Er erreichte auch, dass Alfons Köhler, der damals noch minderjährig war und in Drewer an Sonn- und Feiertagen die Orgel spielte, mit ihm gehen durfte.

Französische Kriegsgefangene bewahrten Drewer vor größeren Kriegsschäden

Am 3. April zog eine kleine Kampftruppe deutscher Soldaten aus Belecke über Drewer in Richtung Altenrüthen. Dort stießen sie mit den amerikanischen Soldaten zusammen. Es kam zu leichten Kampfhandlungen, wobei ein junger Soldat gefallen ist. Die deutsche Truppe zog sich aber wieder Richtung Belecke zurück. Daraufhin fuhren die Amerikaner mit Panzern auf und nahmen Drewer unter Beschuss, weil sie vermuteten, dass sich hier noch deutsche Soldaten aufhielten. Mehrere Häuser wurden beschädigt, und wiederum eine Person fand den Tod. Auf dem Hof von Hötte-Sommer wurden einige Rinder von Granatsplittern getroffen und mussten notgeschlachtet werden. In der darauffolgenden Nacht herrschte dann wieder Ruhe im Dorf.

Am Morgen des 4. April zogen französische Kriegsgefangene mit einer weißen Fahne nach Altenrüthen, um den Amerikanern zu erklären, dass sich keine weiteren deutschen Truppen mehr im Ort aufhielten. Wahrscheinlich ist es ihnen zu verdanken, dass Drewer vor größeren Kriegsschäden bewahrt blieb.

Fremdarbeiter aus Frankreich in Kempers Garten.

Amerikaner überfuhren Waffen mit ihren Panzern

In den nächsten Tagen sollten die Amerikaner mit schweren Geschützen und Panzern in Drewer ein. Die Schule wurde besetzt, und einige Familien mussten ihre Häuser verlassen und sie den amerikanischen Truppen als Unterkunft zur Verfügung stellen. Außerdem wurde eine Ausgangssperre von abends 19 bis 7 Uhr morgens verhängt. Da die Stromversorgung ausfiel, musste auch die Molkerei für einige Tage den Betrieb einstellen. Auf Anordnung der Kommandanten mussten alle Gewehre und sämtliches Schießmaterial bei dem damaligen Bürgermeister Franz Broermann abgegeben werden. Die Nichtbefolgung wurde mit hohen Strafen bedroht. Die abgegebenen Waffen wurden von den amerikanischen Truppen zusammengeworfen, mit Panzern überfahren und so unbrauchbar gemacht.

Die Besatzung wurde weiter verstärkt, noch mehr Panzer fuhren auf und nahmen dann Belecke unter Beschuss. Die Sprengung der Möhnebrücke bei Drewer-Heide war der letzte Akt dieser Kriegstage.

Am 8. April, dem Weißen Sonntag, zogen die Besatzungstruppen aus Drewer Richtung Belecke ab.

von Eberhard Mühlenschulte
in: “250 Jahre St. Hubertus-Kirche Drewer” (1987)

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