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In seiner Predigt, die Erzbischof Jäger von Paderborn am 22. Juni 1948 in Drewer hält, sagt er:

Das Gotteshaus ist die Seele der Heimat und die Heimat der Seele.

Kirchen stellen zu allen Zeiten das religiöse Empfinden, die künstlerische und handwerkliche Fähigkeit und die Opferbereitschaft der Menschen dar, die sie erbaut haben, und sind deshalb auch Kunstdenkmäler und Kronzeugen der Geschichte eines Ortes.

Diese Gedanken seien vorangestellt, um deutlich zu machen, dass die Entstehungsgeschichte der Kapelle und deren Weiterentwicklung bis zur heutigen Hubertuskirche nicht geschrieben werden kann, ohne die Gemeinde mit einzubeziehen, die sie mitgetragen und verantwortet hat. Beginnen wir mit dem, was uns aus Überlieferungen und Urkunden bekannt ist.

Nach dem Tod des Grafen Hahold, der im 10. Jahrhundert Landesherr dieser Gegend war (Stammsitz bei Geseke), fiel der “Treveresgau” neben anderen kleineren Gauen zunächst an das Bistum Paderborn und ging später teilweise durch Schenkung in den Besitz der Erzbischöfe von Köln über.

Treveresgau geht zurück auf den Namen “thire, treuere”, ursprünglich “triburi” = Siedlung aus drei Gehöften.

[…]

Die Kapelle in Drewer um 1700.

Nachweis der ersten Kapelle 1647

In welchem Jahr das erste Gotteshaus in Drewer errichtet wurde, lässt sich nicht mehr nachweisen. Auch wo es gestanden hat, wissen wir nicht. Fest steht hingegen, dass, nach einer Eintragung in sein Tagebuch, der Paderborner Weihbischof Bernhard Fricke am 13. Mai 1647 “die Weihe einer Kapelle und ihres Altares zu Ehren des heiligen Hubertus in Drewer” vorgenommen hat. Dabei handelte es sich vorwiegend um die Konsekration von Kirchen und Kapellen, die im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) unbrauchbar gemacht wurden und entweiht waren.

[…]

In der Urkunde, aus der die Errichtung einer neuen Kapelle hervorgeht, heißt es am 6. November 1741:

Nachdem die Eingesessenen von Drewer 1736 zu Ehren des heiligen Hubertus als ihres liebwertesten Patron ihre Kapelle mit Genehmigung des Pfarrers an einer anderen Stelle aufgebaut haben, …

Mit dem Bau wurde also 1736 begonnen, und ein Jahr später 1737 waren die Arbeiten abgeschlossen. Sie standen unter der Leitung der Brüder Franz und Anton Schilling (Pfarrarchiv Rüthen), Brüder des berühmten Baumeisters Johann Jost Schilling aus Suttrop.

Kapelle entstand im Barockstil

Der Zeit entsprechend entstand eine Kapelle im Barockstil, mit oval-ähnlichem Grundriss, dessen Maße 18,40 mal 9,20 Meter betrugen. Die vier Ecken der einschiffigen, zweijochigen Saalkirche waren abgeflacht und ergaben so ein achteckiges Gebäude mit 3/8-Anschluss.

In das 1,20 Meter dicke Mauerwerk wurden 6 Rundbogenfenster eingelassen, ein schlichtes Portal an der Südseite und im Westen ein Rundfenster.

Die Eckquaderungen trugen zur Auflockerung der Außenwände bei. Der vor dem Ausbau an der Westseite aufragende 18 Meter hohe Turm besaß eine achtseitige Turmpyramide, die nach unten hin abgerundet verlief. Das Dach bestand aus einer sechsseitigen kurzen Turmhaube, die dem Gebäude ein behäbiges Aussehen verlieh.

Auffallend im Inneren der eher schlichten Kapelle war und ist das Sterngewölbe. Es wurde in die Spätgotik aus dem Kreuzgewölbe entwickelt.

Sterngewölbe war Hauptgrund für Denkmalschutz

Dieses Sterngewölbe ist sicher der Hauptgrund dafür, dass die Kapelle unter Denkmalschutz gestellt und bei den Vergrößerungsarbeiten von 1936 bis 1938 in den Neubau einbezogen wurde. Ulrike Höttecke (†) beschreibt es in ihrem Referat “Die Kapelle zu Drewer” (Anfang 1984) treffend:

Die einzelnen Steine sind durch drei rundbogige Quergurte verbunden, die die Kapelle in zwei Joche einteilen. Die in der Kirche vorhandenen Halbpfeiler mit den aufgesetzten Halbkapitellen gehen einerseits in die oben genannten Quergurte über, andererseits dienen sie gleichzeitig als Ansatzstelle für das Sterngewölbe. Als Ausgangspunkt für die Halbsterne in den Schlüsseln wurden Viertelpfeiler mit aufgesetzten Viertelkapiteln angebracht.

Die Kapelle erhielt durch die regelmäßige Jocheinteilung und das Sterngewölbe ein klar gegliedertes und harmonisches Aussehen.

Innenansicht der Kapelle um 1930.

Inneres der Kirche spiegelte Zeitgeist der Epochen

Inneneinrichtung und Ausmalung des Gotteshauses entsprachen dem Zeitgeist der jeweiligen Epochen der beiden vergangenen Jahrhunderte.

Nur wenige Dinge sind uns von der ursprünglichen Einrichtung erhalten geblieben. Ein auf Leinen gemaltes Ölbild des heiligen Hubertus (um 1760) diente als Antependium, Frontverkleidung des Altartisches. Eine aus Lindenholz geschnitzte gotische Madonna, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen wurde; und eine Tragemuttergottes im Barockstil, die früher bei Prozessionen durch die Feldflur mitgeführt wurde.

Die Abrechnung der Baukosten erfolgte über das Kloster Grafschaft, was aus der Fortsetzung der Urkunde vom 6. November 1741 deutlich wird:

… und nachdem der kurfürstliche Ritter Berg zu Rüthen angeordnet hatte, prüft die Gemeinde die Baurechnung und speziell das nach, was nach Ermittlung der vorrätigen Kapellengelder und unter Beteiligung aller Differenzen nach spezifischer Rechnungslegung über die Unkosten des Baues und der Konsekration durch den Prälat nach Grafschaft noch aufzubringen ist.

Die Ablösung des Grafschafter Dominalzehnts erfolgte rund hundert Jahre später zwischen 1840 und 1859. Zu diesem Zeitpunkt war das Kloster durch die Säkularisierung geistlicher Länder längst aufgelöst (1804).

[…]

Trotz baulicher Mängel 10 Jahre keine Reparatur

Im Jahr 1839 werden erhebliche bauliche Mängel an der Kapelle festgestellt. Baumeister Brundwicker (Soest) fertigte einen Kostenvoranschlag (182 Reichstaler) für die Reparatur an. 10 Jahre lang geschieht nichts, bis dann die Sachverständigen Kleffner (Büren) und Rödelbronn (Rüthen) das Gebäude sorgfältig untersuchen. Sie stellen Risse in den Grundbögen, Schlüsseln und im Mauerwerk fest. Diese Schäden beruhen offensichtlich auf einem Konstruktionsfehler, da unterhalb des Daches keine durchgehenden Querbalken eingezogen wurden, das Gewölbe zu flach ist und so die gesamte Last auf die Außenmauern drückt.

Beide Sachverständige stimmen darüber ein, dass das Dach um etwa 5 Fuß gehoben werden muss und mit durchgehenden Querbalken zu verankern ist. Eine Verschiebung der Reparatur bedeutet eine große Gefahr für das Gebäude. Der Kostenvoranschlag beträgt nun 592 Reichstaler, 13 Silbergroschen, 6 Pfennig. Da die Gemeinde Drewer nicht in der Lage ist, das Geld aufzubringen, sollen die Kosten aus der Kapellenkasse finanziert werden. Am 27. März 1849 erteilt das Generalvikariat die Genehmigung. Der Steinmetz Rödelbronn, der sich als “zuverlässiger und sachverständiger Mann” erwies, führte die Arbeiten zu allseitiger Zufriedenheit pünktlich aus.

1866 erneut Reparatur des Daches 

Leider war das Thema Reparaturen damit nicht abgeschlossen. 1866 wurde der Mauermeister Pehle aus Mellrich mit der vollständigen Renovierung des Daches (wahrscheinlich auch des Außenputzes) beauftragt. Am 5. Juli 1866 nahm Kreisbaumeister Rotmann die Arbeiten ohne Beanstandung ab. Es muss sich um aufwendige Arbeiten gehandelt haben, denn die Kosten betrugen 979 Reichstaler, 17 Silbergroschen und 5 Pfennig.

Die nächsten Jahrzehnte scheint die Kapelle unbeschadet überstanden zu haben. Lediglich 25 Reichstaler wurden 1876 für Dachrinnen zur Verhütung von Wasserschäden am Mauerwerk aufgewendet. 1890 weiht Pastor Brandt aus Altenrüthen zwei neue Altäre – einen Hubertusaltar (Hauptaltar über dem Tabernakel) und einen kleineren Marienaltar. Gleichzeitig erhält die Kapelle eine Ausmalung mit neugotischen Motiven und eine Orgel.

Wie rasch sich Geschmack und Zeitgeist ändern, zeigt sich in der Tatsache, dass schon 22 Jahre später (im Herbst 1912) der Kirchenmaler H. Bergenthal aus Oberschledorn mit der Neumalung des Gotteshauses beauftragt wird.

Die Kapelle in Drewer um 1930.

Wegen wachsender Einwohnerzahl wird die Kapelle immer enger

Wegen der ständig wachsenden Einwohnerzahl (Drewer war die größte Gemeinde im Kirchspiel Altenrüthen) machten sich die beengten Platzverhältnisse in der kleinen Kapelle immer störender bemerkbar. Der damalige Seelsorger Pastor Soreth, der Kirchenvorstand und die Gemeinde setzten sich deshalb für eine Vergrößerung des Gotteshauses ein. Paderborn stimmte zu, sodass im Juni 1936 die feierliche Grundsteinlegung zum Neubau erfolgen konnte.

Große Schwierigkeiten machte natürlich von Anfang an die Aufbringung der von der Gemeinde verlangten Eigenmittel. Es waren zwar rund 15.000 Mark aus Spenden vorhanden, aber das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. So wandte sich der Kirchenvorstand (Schreiben vom 13. November 1936) mit der Bitte an das Erzbischöfliche Generalvikariat, der Filialgemeinde Drewer eine Kirchenkollekte zu bewilligen.

Gemeinde bat Generalvikariat um Kirchenkollekte

Dieses Schreiben ist so eindrucksvoll, dass es in Auszügen wiedergegeben sei:

“Die Filialgemeinde Drewer zählt nun 465 Seelen und gehört zur Pfarrei Altenrüthen, die auch dort die Seelsorge auszuüben hat. Es stand nun für die Zwecke nur eine kleine Kapelle zur Verfügung, die beengt voll ist und zwar derart, daß sich im Innenraume die Erwachsenen kaum aufhalten können, da diese dieselben nicht zu fassen vermag, obwohl jede Stelle ausgenutzt wird. Die Kinder allein, 111 an der Zahl, liegen um den Altar herum, ja sie nehmen wegen Platzmangel selbst die Altarstufen für sich in Anspruch. Um diesem nun auf Dauer unhaltbaren Zustande ein Ende zu machen, sah sich die Gemeinde genötigt, einen Erweiterungsbau auszuführen, da die alte Kapelle nicht abgebrochen werden durfte. Denn der Provinzialkonservator gestattete dies nicht, da sie unter Denkmalschutz steht. Der Rohbau ist nun vollendet, aber es sind noch 12.000 Mark Schulden zu decken, ohne der Anschaffung für die Inneneinrichtung zu gedenken, die auch mindestens 6-8 Tausend Mark kosten dürfte, ohne eine Prunkeinrichtung zu werden, zumal in der alten Kapelle nur ein Hochaltar vorhanden ist, und die Leute anstatt an einer Kommunionbank die heilige Kommunion empfangen zu können, sich mit einer gewöhnlichen Bank begnügen müssen, die jedesmal nach der heiligen Messe erst dahin gesetzt wird. Der Beichtstuhl ist als solcher gar nicht anzusprechen, da er ein Gehäuse von alten Brettern ist, in das sich der Geistliche jedesmal hineinzwängen muß. Es war also ein Erweiterungsbau unbedingt notwendig. Die arme Gemeinde hat getan, was sie konnte, insbesondere haben die Arbeiter die Steine umsonst gebrochen und die notwendigen Arbeiten ausgeführt, während die Bauern umsonst Material herangefahren, was teilweise aus weiter Entfernung herbeigeholt werden mußte. Dabei hat sich die arme Bevölkerung zur Zahlung von 16.000 Mark verpflichtet, wobei – mit Anerkennung darf es gesagt werden – es eine große Anzahl von Familien sind, die über 8-12 Kinder zu versorgen haben. Ein Mehr kann die Gemeinde, die zudem stark verschuldet ist, nicht leisten. Es sind in der Gemeinde 24 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden, von denen 17 unter 100 Morgen Land haben und 36 Arbeiterfamilien, die fast alle im Steinbruch beschäftigt sind. Diese haben nicht immer Arbeit, sondern müssen oft feiern. So mußten sie im vorigen Jahr zum Beispiel vier Monate ohne Arbeit sich kümmerlich durchschlagen.”

Zum Schluss wird die Bitte einer Hauskollekte wiederholt, damit “die Gemeinde Drewer wieder freudig in die Zukunft schauen könne. Und um so freudiger nach vollendetem Baue ein aus innerstem Herzen kommendes Tedeum laudamus anstimmen zu können”. (Pfarrarchiv Altenrüthen, Drewer Bd. 1)

Das Generalvikariat schlägt dann in einem länger anhaltenden Schriftwechsel den Verkauf von Land vor (12 Morgen gehörten zur Kapelle), das ohnehin zu einem zu niedrigen Preis verpachtet sei. Ob wenigstens eine Teilkollekte bewilligt wurde, geht aus den Akten nicht hervor.

Kirchbau 1936.

Offizielle Einweihung am 2. Juli 1938

1938 konnte der Erweiterungsbau unter der Bauführung von August Beckmann aus Effeln endlich fertiggestellt werden. Pastor Soreth benedizierte die neue St. Hubertuskirche am 2. Juli.

Der Neubau war nur in nördlicher Richtung möglich und musste wegen der starken Hanglage unterkellert werden. Die Nordseite der Kapelle wurde ausgebrochen und mit einem mächtigen Mittelpfeiler versehen, der einerseits das wertvolle Sterngewölbe stützt und andererseits einen neuen 27 Meter hohen Turm trägt, der sich nun auf der Mitte des Kapellendaches befindet.

Heute dient die Kapelle als Eingangshalle. Auf der linken Seite ist ein aus Holz geschnitztes Ehrenmal für die Gefallenen der beiden letzten Weltkriege und auf der rechten Seite steht der Taufstein.

Der Erweiterungsbau wurde in Basilikaform errichten mit einem geräumigen Mittelschiff und zwei seitlichen Säulengängen versehen, in denen eine Maria-Königin und eine Herz-Jesu-Figur aufgestellt wurden. Am Anfang zum Altarraum befinden sich die Darstellungen des heiligen Petrus rechts und des heiligen Hubertus links. Der alte gotische Hochaltar, der nicht zu dem Rundbogen passte, wurde im Jahr 1954 durch einen Altar aus Anröchter Stein ersetzt. Das 3,50 Meter große Kreuz aus Eiche an der Rückwand des Altarraumes stand ebenso in der Werkstatt des Bildhauers Heinrich Sprick (Erwitte) wie die Seitenaltäre und das Ehrenmal für die Gefallenen.

Gemeinde bemühte sich stets um Gottesdienste

Die Bemühungen der Gemeinde um regelmäßige Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen beziehungsweise um einen eigenen Geistlichen durchziehen alle Epochen […]. Lang anhaltende Schriftwechsel zwischen Drewer und Paderborn schon am Ende des 19. Jahrhunderts geben Zeugnis davon. Zu einem der Gesuche, in dem die Gemeinde für einen Geistlichen sogar Unterhalt und Obdach anbietet, nimmt Pfarrer Nies in einem in seinem Schreiben vom 20. Februar 1899 folgendermaßen Stellung:

Da der Weg von Drewer bis Altenrüthen nur 2 1/2 Kilometer lang und gut chaussiert ist, so dürfte weder sonntäglicher Gottesdienst noch auch ein eigener Geistlicher dort am Platze sein. Wenn Drewer einen eigenen Geistlichen oder einen Gottesdienst an Sonntagen bekäme, würde die schöne geräumige Kirche in Rüthen fast leer sein, was für den amtierenden Geistlichen selbstverständlich nicht ganz angenehm ist. Wie sollte Drewer das Gehalt für einen eigenen Geistlichen denn überhaupt aufbringen? Ein Ackerwirt aus Drewer habe ihm gesagt, wenn die Steinbrucharbeiten für den Bau der Westfälischen Landeseisenbahn in Kürze aufhören würden, “finge das Hungerleiden wieder an”.

Im Jahr 1901 wird dem Gesuch auf sonntägliche Messen zwar endlich stattgegeben, aber durch Krankheit, Verletzung oder Tod verschiedener Geistlicher kommt es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten und Auseinandersetzungen.

St.-Hubertus-Kirche mit dem neugotischen Marienaltar (linke Seite) und dem Hochaltar St. Hubertus um 1950.

Pfarrvikariegemeinde Drewer wird 1941 eingerichtet

Im Advent des Jahres 1946 beginnt eine Chronik, die von den Seelsorgern beschrieben wird, die in Drewer gewohnt haben oder für Drewer zuständig waren. Sie gewährt uns einen Überblick über die jüngste Geschichte der Gemeinde. Dort wird zunächst festgehalten, dass “der Hochwürdigste Herr Weihbischof Augustinus Baumann durch Urkunde vom 8. März 1941 die Pfarrvikariegemeinde Drewer (ohne eigene Vermögensverwaltung) im Bereich Altenrüthen errichtet hat. Die Einrichtung gilt als vollzogen mit dem 15. März 1941”.

Am 22. Mai 1941 wird zum ersten Mal die Feier der 1. heiligen Kommunion in Drewer abgehalten. Es waren 22 Kinder.

Weihbischof Baumann konsekriert die Kirche am 26. September 1943, also 5 Jahre nach der Fertigstellung.

Auf Grund einer Verordnung des erzbischöflichen Generalvikariats werden am 3. Adventssonntag 1944 zum ersten Mal eine Frühmesse und ein Hochamt abgehalten. “Damit hatte die Gemeinde Drewer den vollen Gottesdienst, wie ihn alle Pfarrvikariegemeinden haben.”

Ende Oktober 1945 konnte Pfarrvikar Haarmann, der auch Verfasser der ersten Seiten der Chronik ist, nach Drewer ziehen, da die Vikariestelle in Altenrüthen neu besetzt wurde.

Kleinere Glocke kam nach Kriegsende zurück nach Drewer

Die kleinere der beiden Glocken, die mit mehreren Tausend in Lünen gelagert war, wurde am 30. Mai 1945 zurückgebracht. Die größere war verschwunden.

24. März 1946
Bei der Abstimmung über die Bekenntnisschule, die im Auftrag der Militärregierung durchgeführt wird, haben alle Stimmberechtigten bis auf 3 oder 4 die Bekenntnisschule verlangt.

8. September 1946
Die Kirchengemeinde eröffnet einen neueingerichteten Kindergarten.

1947
Ende November, Anfang Dezember wurden in der alten Kapelle auf dem früheren Chor (Ostseite) von der Firma Dassel aus Allagen Marmorplatten gelegt und der neue Taufstein aufgestellt. Auf der Westseite wurde der gleiche Fußboden verlegt. So hat die Kirche jetzt eine würdige Taufkapelle und eine Gefallenengedächtniskapelle.

1950
Am 7. März wurde auf dem Grundstück, das Familie Schulte-Göbel für die Anlage des Friedhofs verkauft hatte, der Besitzer Wilhelm Schulte als erster beerdigt. Ein Jahr später hat Pfarrer Kühle aus Altenrüthen den Friedhof benediziert.

18. Februar 1953
In einer Sitzung des Gemeinderates wurde beschlossen, die “Alte Schule” der Kirchengemeinde zu übergeben. Sie soll als Vikarie umgebaut werden.

Juli 1953
Am 29. Juli wurde die neue Glocke zu Ehren des heiligen Hubertus durch Dechant Hubert Kleinsorge (Belecke) konsekriert und zwei Tage später aufgehängt.

1954
Von Oktober bis Ende des Jahres wurden 5.600 Mark für den Einbau einer neuen Heizung gesammelt, die am 19. Dezember fertiggestellt war.

Chorraum, 1954 neugestaltet.

1955
Der Pfarrvikar wird am 13. Juli versetzt mit dem Hinweis, dass die Pfarrvikariestelle bis auf weiteres unbesetzt bleibt. Anlass: die fehlende Wohnung. Daraufhin bemühen sich Pastor Kühle, Amtsdirektor Kooke (Rüthen) und Schulrat Ernst (Lippstadt) bei der Regierung in Arnsberg und beim Generalvikariat um den Verkauf der früheren Schule als Vikariat an die Kirchengemeinde. Der Kaufvertrag wird über eine Summe von 4.800 Mark abgeschlossen und mit den Arbeiten sogleich begonnen.

1955
Pfarrvikar Georg Haarmann verließ Drewer Ende Oktober. Am 22. November 1955 übernahm Erzpriester Reinhold Thiel die Pfarrvikarie in Drewer.

2. April 1957
Lehrer Oel, der sich durch viele heimatkundliche Schriften um Drewer verdient gemacht hat, wurde nach 45-jähriger Tätigkeit verabschiedet. Er bleibt der Gemeinde aber als Organist treu. In dieses Jahr fällt auch die Anschaffung eines elektrischen Geläutes und Orgelgebläses.

1961/62
Die Ausmalung der Kirche wurde von dem Kirchenmaler Heribert Müller aus Rüthen durchgeführt. Erneuerung einiger Kirchenfenster, Vergolden des Tabernakels, Blitzableiter, Dachdeckerarbeiten, Tresor zur Aufbewahrung kirchlicher Gefäße.

1963
Da der Winter kalt und anhaltend war, musste zusätzlich Koks für 670 D-Mark aus der Kollektenkasse besorgt werden. Am 3. Mai war das 25-jährige Jubiläum des Küsters Alois Ebbert.

1964
wird über die Sammlung für eine neue Orgel berichtet. Über einen Auftrag oder Einbau steht in der Chronik nichts.

1967-73
werden keine Aufzeichnungen gemacht.
Eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse macht Ehrendechant Kühle: Im Frühjahr 1972 stirbt der langjährige Lehrer (seit 1912) und Organist der Gemeinde Josef Oel. Am 1. Juli 1973 tritt Erzpriester Thiel in den Ruhestand. Er war rund 11 Jahre in Drewer tätig. Im Frühsommer 1973 übernimmt der Ordensgeistliche Pater Franz Coppel als Pfarrvikar die Gemeinde.

1973
sammelt die Gemeinde für eine neue Sprechanlage, die im Oktober eingebaut wird. Am 6. November wird die Renovierung genehmigt und mit 130.000 D-Mark bezuschusst.
Eigenanteil der Gemeinde: 35.500 D-Mark.
Am 20. Dezember ist der Einbau einer neuen Heizung abgeschlossen.

1974
Am 18. Juni zieht Pater Coppel in die renovierte Vikarie.
Die Schützenhalle St. Hubertus wird am 31. August eingeweiht. Eine Woche später findet ein Festgottesdienst vor der Halle statt.
Am 17. November kommt Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt zum ersten Mal nach Drewer, um 45 Kindern das Sakrament der Firmung zu spenden. In seiner Ansprache lobt er den Geist der Familien in der Gemeinde, aus der 5 Ordensschwestern hervorgegangen sind.

1975
Am 20. April stirbt Anton Jakobi im Alter von 92 Jahren. Er hat fast 40 Jahre mit großer Verantwortung die Interessen der Gemeinde Drewer als Kirchenvorstandsmitglied in Altenrüthen vertreten.
Die Gemeinde veranstaltet mehrere Sammlungen für die Mission. So auch am 1. Juni 1975 für die Ordensschwestern Julia und Vera in Rhodesien.

Im Laufe des Jahres 1976 werden die Renovierungsarbeiten an der Kirche und der Vikarie zu Ende geführt.

Über das Jahr 1977 wird in der Chronik nichts berichtet.

Chorraum 1987.

1978
Die letzten Eintragungen von 1978 bis 1985 stammen von Pfarrer Helmut Strohbach aus Belecke von Heilig Kreuz, der ab Mai die seelsorgerische Betreuung bis zur Neubesetzung der Pfarrvikarie übernahm.

aus: “Die geschichtliche Entwicklung der St. Hubertuskirche und der Pfarrvikarie Drewer”
von Brigitte Scholand, in “250 Jahre St. Hubertus-Kirche Drewer”

 

1997 erfolgte eine umfangreiche Innenrenovierung der Kirche, wobei der alte Teil der Hubertuskirche restauriert und alte Fresken (von 1912?) unter den drei Rundbögen des zweijochigen Sterngewölbes wieder freigelegt wurden. Der goldfarbene Barockaltar kam 1998 in die frisch renovierte Kirche.

Chorraum 2024, neugestaltet 1997.

Gemeinderäume vom Hubertushaus  in den Kirchenkeller verlegt

Kirchenaustrittswellen und Gemeindeschrumpfen machen aber auch vor Drewer nicht Halt. 2010 beschloss der Kirchenvorstand aufgrund von Zuweisungskürzungen, sich vom Hubertushaus zu trennen. Es war in die Jahre gekommen und hätte wegen der unbefriedigenden Heizsituation und des muffeligen Geruchs dringend grundsaniert werden müssen. Durch die entstehenden Kosten kam eine Renovierung aber nicht in Frage. Damit die kirchlichen Vereine aber eine Bleibe haben, suchte der Kirchenvorstand eine Alternative.

Die fand er im Kirchenkeller: Zwei Gemeinderäume sollten entstehen, die man sowohl trennen als auch zusammen nutzen kann. Von der Größe sollten sie mit 54 Quadratmetern genauso viel Platz bieten wie der große Gemeinschaftsraum im Hubertushaus – dazu ein barrierefreier Zugang, barrierefreie Toiletten und eine Küche. Durch bodentiefe Fenster sollte kein Kellergefühl aufkommen und durch Dämmungen sollte Energie eingespart werden. An der Stelle des Hubertushauses sollten Parkplätze kommen.

Umbau des muffigen Kellers “grenzt an ein Wunder”

Im Juli 2013 kam die Genehmigung vom Bauamt, dann packten Handwerker und fleißige Dreweraner kräftig an und nach einem halben Jahr Bauzeit wurde der Kirchenkeller  am 26. Januar 2014 eingeweiht. Die Kosten der Maßnahme beliefen sich dabei auf etwa 65.000 Euro – plus immense Eigenleistung. Über 2.000 Stunden Arbeit steckten darin. Das Hubertushaus wurde im Herbst 2014 abgerissen. Bei den Parkplätzen, die 2015 an der Stelle entstanden, packten eine Handvoll Erwachsene und jede Menge Kinder und Jugendliche aus Drewer mit an.

Unumstritten war die Maßnahme nicht: Der Keller präsentierte sich zunächst als “muffig und verkommen”, sagte der damalige Pfarrer Bernd Götze im Nachgang, stellte kurz vor der Einweihung aber fest: “Was aber in den vergangenen Monaten hier geschehen ist, grenzt an ein Wunder.” Besonders lobte er deshalb Kirchenvorstandsmitglied Markus Löseke. „Er brachte konzeptionelle Ideen, Zähigkeit und eben eine gewaltige Arbeitsleistung in dieses Projekt ein.“ Und er dankte Alex Henne (Erd- und Baggerarbeiten), Matthias Kraft (Elektroarbeiten), Tina und Rene Kissler (hohes Stundenaufkommen und Beratung), Franz Pilkmann (Maurer- und Putzarbeiten), Matthias Kroll (Unterstützung bei den Installationsarbeiten), Axel Dicke (Innentüren, Holztüren und Akustikdecken) und Agnes Tigges (für die Samstagsnachmittagskuchen) sowie dem Architekten und den beteiligten Unternehmen sowie allen Spendern.

2018/19 aufwendige Außenrenovierung

2017 wurden außerdem Strahler rund um die Kirche angebracht, um sie anzuleuchten – auf Initiative von Walter Köhne. 2018 begann außerdem eine aufwendige Außenrenovierung. Nötig gemacht hatten das kaputte Schallläden, spröder Schiefer, Dachrinnen, aus denen bei starkem Regen ständig Wasser plätschert, zum Teil ganz grüne Wände und die Folgen der Kirchenkellerrenovierung, als für Türen und Fenster Löcher in die Wand gebrochen werden mussten, die nie wieder gestrichen wurden. Genau ein Jahr dauerte die Maßnahme: Im Juli 2019 war sie abgeschlossen.

Seit der Außenrenovierung 2018/19 ist die Kirche wieder schick.

Insgesamt 42.975 Kilogramm Schiefer, 26.750 Schiefersteine und 107.000 Nägel haben die Dachdecker dabei auf 770 Quadratmetern am Dach und 185 Quadratmetern an der Wand in Altdeutscher Doppeldeckung angebracht. Und 775 Quadratmeter Wandfläche haben die Maler bepinselt. 1.120 Quadratmeter an der Fassade und 490 Quadratmeter am Turm waren dabei Gerüstfläche. Dazu noch Schreinerarbeiten und Co.: Rund 500.000 Euro hat das Projekt insgesamt gekostet, 300.000 Euro davon alleine das Dach. Zu 70 Prozent bezuschusst durch das Erzbistum, 30 Prozent hat der Kirchenvorstand gestemmt.

Mauerstück mit Gänsestein erinnert an Hubertushaus

Auch der Stein, der einst das Hubertushaus zierte, fand im Zuge dessen einen Ehrenplatz auf dem Parkplatz – an der gleichen Stelle, an dem die Vikarie bis 2014 stand. Ein Gänsehüter mit dem weißen Federvieh, das Drewers Wappentier ist, ist darauf abgebildet, zusammen mit der Aufschrift „Biu me de Goise wient, säo gott se“ („Wie man die Gänse führt, so gehen sie“). Josef Köhne alias „Briefträgers Jupp“, der zwei Wochen vor der Umsetzung verstorben war, hatte die Idee dazu. Er fand, dass man das Hubertushaus nicht einfach abreißen und so tun könne, als sei es nie da gewesen, erzählt Löseke. Neffe Willi hat den Stein schließlich eingemauert in eine Wand, die der des Hubertushauses gleichen soll – mit Dreweraner Bruchstein, aus dem auch die Kirche erbaut ist.

Der Gänsestein, der einst ins Hubertushaus verbaut war, steht in einem kleinen Mauerstück nun an der Stelle der einstigen Schule.

Gotteshaus jetzt auch für die Fledermaus

Seit 2024 finden aber nicht nur Menschen Platz in der St.-Hubertus-Kirche: Zusammen mit Nabu und ABU hat der Kirchenvorstand das Gotteshaus flugtierfreundlich gemacht. Die Idee dazu hatte Margareta Sprissler. Weil Fledermäuse große Probleme haben, Winterquartiere zu finden, wurden zwei zehn Zentimeter große Löcher olympiaringförmig in die Kirchenkellerwand gebohrt – einen Meter über dem Boden. Gerade so groß, dass Fledermäuse den Weg ins Gotteshaus finden, Katzen und Waschbären aber nicht. Auf dem Boden wurden Hohlblocksteine senkrecht aufgestellt, damit sich die Fledermäuse dort kopfüber in die raue Struktur der Hohltaschen einhängen können. Zum Abstellraum wurde eine Tür eingebaut, damit die Fledermäuse dort nicht hineinfliegen.

Und: In den Turmgauben auf dem Dach der Kapelle wurden zwei Schlitze in die Holzplatten gesägt und dahinter Kästen montiert  – für Mauersegler. Durch die Kästen können sie nicht auf dem Dachboden herumfliegen und den verschmutzen.

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