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1843 wurde neben der Kirche ein Schulgebäude errichtet. Es war zunächst einstöckig und bot Platz für einen Klassenraum und die Wohn- und Wirtschaftsräume des Lehrers und seiner Familie. 1897 erfolgte der erste Anbau östlich, 1918 ein weiterer. 1922/23 wurde das Schulgebäude schließlich grundlegend umgebaut und aufgestockt.

Im Zuge dessen ließ der damalige Lehrer Joseph Oel, der sich sehr für den Erhalt und die Pflege der plattdeutschen Sprache engagierte, das in diese Mauer eingelassene Relief aus Rüthener Sandstein anbringen. Die Szene – der Junge, der mit Flöte und Weidenzweig eine neunköpfige Gänseschar hütet – zeigt den Alltag der damaligen Zeit, in der Kinder auf den Höfen ganz selbstverständlich mitarbeiteten. Die Aufschrift “Biu me de Goise wient, säo gott se!“ (“Wie man die Gänse führt, so gehen sie”) zeigt derweil kurz und prägnant die Erkenntnis: Vor allem wegweisende Erziehung und konstruktive Lehre (Weidezweig) sowie motivierendes Verhalten (Flötenspiel) in der Schule prägen das Wesen, Denken und Verhalten der Menschen auf Lebenszeit. Der zeichnerische Entwurf stammt vom Rüthener Hauptschullehrer Heinrich Rosemann, die Ausführung vom Rüthener Steinmetz Franz Eickhoff. Weil das Relief und die Leitdevise im Volksmund rasch überregional an Bekanntheit gewannen, wurden der Hütejunge und die Gänseschar zu Dreweraner Symbolfiguren.

Das Relief und die Leitdevise gewannen im Volksmund rasch überregional an Bekanntheit. Deshalb wurden der Hütejunge und die Gänseschar zu Dreweraner Symbolfiguren.

Bis 1927 wurden noch alle Schulkinder des Ortes – um die Jahrhundertwende waren es bereits 111 – in einem einzigen Klassenzimmer unterrichtet. Erst dann wurde der Unterricht im Schichtbetrieb (vormittags und nachmittags) geführt und um die Stelle einer Lehrerin erweitert.

1938 war das Schulgebäude schließlich zu klein und es wurde ein neues an der Drewerstraße errichtet. Nach dem Umzug wurde das ehemalige Klassenzimmer an der Kirche als NSV-Kindergarten genutzt, der zuvor „bei Kempes aufm Saal“, also im Saal des ehemaligen Gasthofs Dahlhoff direkt neben der Kirche, untergebracht war. Die ehemalige Lehrerwohnung wurde an verschiedene Personen und Familien vermietet und nach dem Krieg wurden Flüchtlinge und Vertriebene dort untergebracht – zeitweise bis zu fünf Familien.

Kindergarten, Vikarswohnung und schließlich Treffpunkt fürs Dorf

1946 wurde ein Kindergarten der Caritas eingerichtet, 1953 zog der Pfarrvikar in die Wohnung. 1955 wurde das Gebäude an die Kirchengemeinde abgetreten. Nach einigen Renovierungsarbeiten zog der Erzpriester Thiel in die Wohnung des Pfarrvikars und die unteren Räume wurden für das Gemeindeleben und als Treffpunkt fürs Dorf genutzt. Im Laufe der Jahre erhielt die „Vikarie“ ihren Namen „Hubertushaus“ – in Anlehnung an den Kirchenpatron. Als einige Jahre später kein Pastor mehr in der Wohnung lebte, wurde sie wieder an Privatpersonen vermietet.

In ihren letzten Jahren waren allerdings nur noch kirchliche Gruppen – von den „Dorfspatzen“ im Kindergarten- und Grundschulalter über die KLJB bis zu den Senioren – unter ihrem Dach. Als das Gebäude immer maroder wurde, Kosten zu hoch waren und gleichzeitig Einnahmen fehlten, wurde ab 2010 der Abriss des Hubertushauses diskutiert und schließlich beschlossen. Nach dem Umbau des Kirchenkellers 2013, der nun als Treffpunkt der Gemeinde fungiert, wurde das Hubertushaus 2014 abgerissen.

Heute erinnert an der Stelle des Gebäudes das Gänsehirt-Relief – eingelassen in ein kleines Stückchen Mauer – an die Geschichte des Hubertushauses. Josef Köhne („Briefträgers Jupp“) hatte die Idee dazu. Er fand, dass man das Hubertushaus nicht einfach abreißen und so tun könne, als sei es nie da gewesen. Neffe Willi hat den Stein schließlich eingelassen in ein Mauerstück, die der des Hubertushauses gleichen soll – mit Dreweraner Bruchstein, aus dem auch die Kirche erbaut ist.

Das Gänsehirt-Relief – eingelassen in eine Mauer ähnlich der Kirchenwand – erinnert heute an die Geschichte des Hubertushauses.
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