Ein Gotteshaus für die Fledermaus: Dreweraner Kirche wird flugtierfreundlich
„Fledermäuse haben aber ganz, ganz große Probleme, Winterquartiere zu finden“, sagt Margareta Sprissler. Am liebsten verschlägt es sie im Winter in Höhlen. Die gibt es hier aber kaum – und so eine Fledermaus flattert auch nicht mal eben schnell nach Kallenhardt. Also ist guter Rat teuer – oder eben auch nicht: Zwei zehn Zentimeter große Löcher sollen olympiaringförmig in die Kirchenkellerwand gebohrt werden – mindestens einen Meter über dem Boden. Gerade so groß, dass Fledermäuse den Weg ins Gotteshaus finden, Katzen und Waschbären aber nicht. Auf dem Boden werden Hohlblocksteine senkrecht aufgestellt, damit sich die Fledermäuse dort kopfüber in die Hohltaschen einhängen können. Die haben nämlich eine raue Struktur. Zum Abstellraum wird eine Tür eingebaut, damit die Fledermäuse dort nicht hineinfliegen.
Zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) im Kreis Soest habe sie sich den Kriechkeller angesehen. Es sei ein „fantastisches Winterquartier“. „Es kann sein, dass sie das nicht sofort finden“, weiß Margareta Sprissler. „Man braucht einen langen Atem.“ Der zahle sich dann aber aus. Dass Fledermäuse hier nach Unterschlupf suchen, habe sich bereits gezeigt: Vor einigen Jahren schon haben sich drei im Kirchenkeller verflogen.
„Ich bin total dankbar, dass der Kirchenvorstand sich dafür öffnet und den Tieren in der Kirche Heimat anbietet. Das finde ich ganz, ganz wunderschön.“
Die Kirche hat sich immer schon für den Erhalt der Schöpfung eingesetzt.
„Die Kirche hat sich immer schon für den Erhalt der Schöpfung eingesetzt“, sagt Markus Löseke vom Kirchenvorstand. Deshalb hat der Kirchenvorstand St. Gervasius und Protasius Altenrüthen, zu dem unter anderem auch Drewer gehört, dazu getagt und den notwendigen Umbauten an der Kirche zugestimmt – schließlich seien Fledermäuse ja auch bedroht. Und: Der spitz zulaufende Raum sei eben das ideale Zuhause für Fledermäuse und habe sich seit 1937, als die Kirche gebaut wurde, kaum verändert. Zuletzt genutzt wurde er während des Zweiten Weltkriegs, als die Dreweraner dort bei Fliegeralarm Schutz fanden.
Es bleibt aber nicht bei der Fledermaus: In den Turmgauben auf dem Dach der Kapelle sollen in die Holzplatten zwei Schlitze gesägt und dahinter Kästen montiert werden – für Mauersegler. „Die Gauben wurden einfach mit Holz zugemacht, das ist eine ganz einfache Geschichte“, weiß Sprissler. „Da kommen Schlitze rein zum Einfliegen und dahinter Kästen, damit sie nicht auf dem Dachboden rumfliegen und den verschmutzen.“
Die Kirche ist derweil nicht der einzige Ort, der ein Herz für Vögel zeigt: Ganz Drewer soll schwalbenfreundlich werden, wenn es nach Margareta Sprissler geht. „Wir haben hier in Drewer echt eine Besonderheit und das sind die Schwalbenkolonien“, sagt sie. Mehlschwalben sind nämlich sehr gesellig und nisten in Kolonien. Ursprünglich haben Schwalben an Felsen genistet, weiß die Vogelliebhaberin, dann schlossen sie sich dem Menschen an und nun bauen sie ihre Nester an hohen Häusern unterm Dachvorstand.
Dass grade in Drewer so viele Schwalben sind, liege daran, dass sie hier wunderbare Bedingungen haben: Sie brauchen Lehm, um die Nester zu bauen, und der findet sich auf Reitplätzen oder den Matschbereichen der Wiesen, auf denen Pferde, Kühe oder Schafe grasen. Und weil es hier so viele Pferde, Kühe und Schafe gibt, kommen auch viele Insekten – und die sind wiederum Nahrungsgrundlage der Vögel. „Das muss alles zusammenkommen.“
Das tut es – und das schätzen die Dreweraner: „Ich bin total begeistert“, sagt Margareta Sprissler. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Drewer so viele offene Türen finde.“ An fünf Häusern bringt der ABU deshalb in den nächsten Wochen Kunstnester und Kotbretter an. In den Kunstnestern können die Schwalben brüten, die Kotbretter schützen die Hausbewohner vor dem Dreck, den die Vögel machen. Und danach möchte Margareta Sprissler die Häuser auszeichnen: als „schwalbenfreundliches Haus“. Dafür hat der Nabu nämlich extra ein Siegel.