Gründung der Dreweraner Steinbrüche
Datum Chronikeintrag: 2. Juni 1826
Etwa um das Jahr 1826 wurden an verschiedenen Stellen zwischen dem Badehaus zu Belecke (es befand sich genau dort, wo heute die Einmündung der B55 in die B516 besteht) und Drewer sogenannte Steingruben eröffnet. Ursache war der planmäßige Ausbau der Straßen unserer Heimat, und zwar der “Cöln-Berliner-Chaussee (der jetzigen B1) und der “Coblenz-Mindener-Chaussee” (der jetzigen B55). Westfalen war nach kurzer Zugehörigkeit zu Hessen 1815 an Preußen gefallen. Die Preußen entwickelten sehr bald wirtschaftliche Aktivitäten in ihrer Neuerwerbung. Basis dafür war der Ausbau der Verkehrswege, insbesondere der Straßen. Man suchte das Baumaterial möglichst ortsnah, links und rechts der geplanten Wege. In Belecke gab es ideale Verhältnisse, hier fand man direkt an der Trasse ein äußerst festes Quarzgestein. Es ragte klippenartig aus dem umgebenden Erdreich hinaus. Die Zähigkeit und Härte des Steins hatten eine Verwitterung im Verlauf der Erdgeschichte verhindert.
Das Gestein wurde auch schon zu Beginn des planmäßigen Abbaus um 1826 aus der Felswand gesprengt. Zuvor mussten Bohrlöcher mit Bohrmeißel und Hammer von Hand in den Fels getrieben werden. Pferdefuhrwerke transportierten Steine von einer Größe, die ein Arbeiter aufladen konnte, zur Baustelle. Man schichtete dort die Steine zunächst am Straßenrand auf. Das Zerkleinern des Gesteins fand an Ort und Stelle durch die Arbeiter statt. Ihr Arbeitsgerät hieß Knollhammer, ein etwas mehr als faustgroßer beidseitig gleichgeformter Hammer. Die Besonderheit dieses Handwerkzeuges war der federnde, etwa 1,30 Meter lange Stiel aus Schwarzdorn- oder Haselnussholz. Im unteren Drittel war der Stiel verjüngt und federte an dieser Stelle ab. Die Belastung der Handgelenke des Steinschlägers wurde dadurch erträglicher. Das Herstellen von “Knollschlag” geschah sitzenderweise und erforderte nicht den überschweren körperlichen Einsatz des gewöhnlichen Steinbrucharbeiters. Daher war es zumeist den älteren Arbeiten vorbehalten.
Der Lehrer Eickhoff (1883 bis 1902 in Drewer) schreibt in der Schulchronik dazu: “Günstig für die Entwicklung des Dorfes, das in schweren Zeiten oft ganz daniederlag, war die Gründung der Provinzialsteinbrüche, die einen lebhaften Fuhrwerksverkehr mit der Ebene ins Leben rief, der jedoch nach der Anlage der Eisenbahn Warstein-Lippstadt 1883 ein Ende nahm. Die meisten Fuhrwerke stellten Köhne-Vollands, die zeitweise 20 bis 30 Pferde unterwegs hatten. Aber auch Niggenwärts und andere Bauern betätigten sich als Fuhrunternehmer. Aus dieser Zeit der Gründung des Steinbruchs stammen die Arbeiterhäuser im südwestlichen teil des Dorfes, im sogenannten Unterdorfe.”
Gegen 1880 stand der Tagelohn mit 18 Groschen hoch über den Löhnen der ganzen Gegend, sodass auch Arbeiter aus Rüthen, Uelde, Effeln, Menzel, Altenrüthen, Suttrop und Belecke dort arbeiteten. Die Zahl der Arbeitskräfte, die auf der “Külwe” ihr Brot verdienten, war aber starken Schwankungen unterworfen. aus der Zahl der Jahrhundertwende wird von 180 Arbeitern berichtet. 1932 arbeiteten etwa 90, nach dem 2. Weltkrieg bis zur Stilllegung etwa 20 Mann im Drewer Steinbruch. Nach den Kriegen herrschte zum Teil große Arbeitslosigkeit, so zum Beispiel 1872 und nach den beiden Weltkriegen. Von 1925 bis 1931 wurde nur mit großen Unterbrechungen in Drewer gearbeitet. Arbeitslosigkeit wechselte mit Zeiten hoher Konjunktur ab.
Während des 2. Weltkrieges arbeiteten und wohnten an der “Külwe” russische und polnische Gefangene unter den denkbar schlechtesten Bedingungen. Auch russische Arbeiterinnen sollen im Steinbruch zwangsverpflichtet gewesen sein. Gelegentlich wurde ihnen von den Dorfbewohnern ein Brot zugesteckt.
Im Oktober 1960 stellte die Firma Köster den Betrieb in Drewer ein. Die Gewinnung des Quarzgesteins war wegen des hohen Anteils an Abraum unrentabel geworden. Auch eine Mechanisierung des Abbaus durch Bagger war nicht möglich.
https://www.drewer.com/unser-drewer/die-ehemaligen-provinzial-steinbrueche-in-drewer/