Erweiterungsbau der Kirche
Datum Chronikeintrag: 1. Januar 1938
Wegen der ständig wachsenden Einwohnerzahl (Drewer war die größte Gemeinde im Kirchspiel Altenrüthen) machten sich die beengten Platzverhältnisse in der kleinen Kapelle immer störender bemerkbar. Der damalige Seelsorger Pastor Soreth, der Kirchenvorstand und die Gemeinde setzten sich deshalb für eine Vergrößerung des Gotteshauses ein. Paderborn stimmte zu, sodass im Juni 1936 die feierliche Grundsteinlegung zum Neubau erfolgen konnte.
Große Schwierigkeiten machte natürlich von Anfang an die Aufbringung der von der Gemeinde verlangten Eigenmittel. Es waren zwar rund 15.000 Mark aus Spenden vorhanden, aber das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. So wandte sich der Kirchenvorstand (Schreiben vom 13. November 1936) mit der Bitte an das Erzbischöfliche Generalvikariat, der Filialgemeinde Drewer eine Kirchenkollekte zu bewilligen.
Dieses Schreiben ist so eindrucksvoll, dass es in Auszügen wiedergegeben sei:
“Die Filialgemeinde Drewer zählt nun 465 Seelen und gehört zur Pfarrei Altenrüthen, die auch dort die Seelsorge auszuüben hat. Es stand nun für die Zwecke nur eine kleine Kapelle zur Verfügung, die beengt voll ist und zwar derart, daß sich im Innenraume die Erwachsenen kaum aufhalten können, da diese dieselben nicht zu fassen vermag, obwohl jede Stelle ausgenutzt wird. Die Kinder allein, 111 an der Zahl, liegen um den Altar herum, ja sie nehmen wegen Platzmangel selbst die Altarstufen für sich in Anspruch. Um diesem nun auf Dauer unhaltbaren Zustande ein Ende zu machen, sah sich die Gemeinde genötigt, einen Erweiterungsbau auszuführen, da die alte Kapelle nicht abgebrochen werden durfte. Denn der Provinzialkonservator gestattete dies nicht, da sie unter Denkmalschutz steht. Der Rohbau ist nun vollendet, aber es sind noch 12.000 Mark Schulden zu decken, ohne der Anschaffung für die Inneneinrichtung zu gedenken, die auch mindestens 6-8 Tausend Mark kosten dürfte, ohne eine Prunkeinrichtung zu werden, zumal in der alten Kapelle nur ein Hochaltar vorhanden ist, und die Leute anstatt an einer Kommunionbank die heilige Kommunion empfangen zu können, sich mit einer gewöhnlichen Bank begnügen müssen, die jedesmal nach der heiligen Messe erst dahin gesetzt wird. Der Beichtstuhl ist als solcher gar nicht anzusprechen, da er ein Gehäuse von alten Brettern ist, in das sich der Geistliche jedesmal hineinzwängen muß. Es war also ein Erweiterungsbau unbedingt notwendig. Die arme Gemeinde hat getan, was sie konnte, insbesondere haben die Arbeiter die Steine umsonst gebrochen und die notwendigen Arbeiten ausgeführt, während die Bauern umsonst Material herangefahren, was teilweise aus weiter Entfernung herbeigeholt werden mußte. Dabei hat sich die arme Bevölkerung zur Zahlung von 16.000 Mark verpflichtet, wobei – mit Anerkennung darf es gesagt werden – es eine große Anzahl von Familien sind, die über 8-12 Kinder zu versorgen haben. Ein Mehr kann die Gemeinde, die zudem stark verschuldet ist, nicht leisten. Es sind in der Gemeinde 24 landwirtschaftliche Betriebe vorhanden, von denen 17 unter 100 Morgen Land haben und 36 Arbeiterfamilien, die fast alle im Steinbruch beschäftigt sind. Diese haben nicht immer Arbeit, sondern müssen oft feiern. So mußten sie im vorigen Jahr zum Beispiel vier Monate ohne Arbeit sich kümmerlich durchschlagen.”
Zum Schluss wird die Bitte einer Hauskollekte wiederholt, damit “die Gemeinde Drewer wieder freudig in die Zukunft schauen könne. Und um so freudiger nach vollendetem Baue ein aus innerstem Herzen kommendes Tedeum laudamus anstimmen zu können”. (Pfarrarchiv Altenrüthen, Drewer Bd. 1)
Das Generalvikariat schlägt dann in einem länger anhaltenden Schriftwechsel den Verkauf von Land vor (12 Morgen gehörten zur Kapelle), das ohnehin zu einem zu niedrigen Preis verpachtet sei. Ob wenigstens eine Teilkollekte bewilligt wurde, geht aus den Akten nicht hervor.
Offizielle Einweihung am 2. Juli 1938
1938 konnte der Erweiterungsbau unter der Bauführung von August Beckmann aus Effeln endlich fertiggestellt werden. Pastor Soreth benedizierte die neue St. Hubertuskirche am 2. Juli.
Der Neubau war nur in nördlicher Richtung möglich und musste wegen der starken Hanglage unterkellert werden. Die Nordseite der Kapelle wurde ausgebrochen und mit einem mächtigen Mittelpfeiler versehen, der einerseits das wertvolle Sterngewölbe stützt und andererseits einen neuen 27 Meter hohen Turm trägt, der sich nun auf der Mitte des Kapellendaches befindet.
Heute dient die Kapelle als Eingangshalle. Auf der linken Seite ist ein aus Holz geschnitztes Ehrenmal für die Gefallenen der beiden letzten Weltkriege und auf der rechten Seite steht der Taufstein.
Der Erweiterungsbau wurde in Basilikaform errichten mit einem geräumigen Mittelschiff und zwei seitlichen Säulengängen versehen, in denen eine Maria-Königin und eine Herz-Jesu-Figur aufgestellt wurden. Am Anfang zum Altarraum befinden sich die Darstellungen des heiligen Petrus rechts und des heiligen Hubertus links. Der alte gotische Hochaltar, der nicht zu dem Rundbogen passte, wurde im Jahr 1954 durch einen Altar aus Anröchter Stein ersetzt. Das 3,50 Meter große Kreuz aus Eiche an der Rückwand des Altarraumes stand ebenso in der Werkstatt des Bildhauers Heinrich Sprick (Erwitte) wie die Seitenaltäre und das Ehrenmal für die Gefallenen.
aus: “Die geschichtliche Entwicklung der St. Hubertuskirche und der Pfarrvikarie Drewer”
von Brigitte Scholand, in: “250 Jahre St. Hubertus-Kirche Drewer” (1987)
1997 wurde die Kirche im Inneren renoviert. 2018 erfolgte eine aufwendige Außenrenovierung.
Mehr Informationen unter:
https://www.drewer.com/kirche/geschichte-der-kirche-in-drewer/