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Fertigstellung der Kapelle am heutigen Standort

Fertigstellung der Kapelle am heutigen Standort

Datum Chronikeintrag: 1. Januar 1737

In der Urkunde, aus der die Errichtung einer neuen Kapelle hervorgeht, heißt es am 6. November 1741:

Nachdem die Eingesessenen von Drewer 1736 zu Ehren des heiligen Hubertus als ihres liebwertesten Patron ihre Kapelle mit Genehmigung des Pfarrers an einer anderen Stelle aufgebaut haben, …

Mit dem Bau wurde also 1736 begonnen, und ein Jahr später 1737 waren die Arbeiten abgeschlossen. Sie standen unter der Leitung der Brüder Franz und Anton Schilling (Pfarrarchiv Rüthen), Brüder des berühmten Baumeisters Johann Jost Schilling aus Suttrop.

Der Zeit entsprechend entstand eine Kapelle im Barockstil, mit oval-ähnlichem Grundriss, dessen Maße 18,40 mal 9,20 Meter betrugen. Die vier Ecken der einschiffigen, zweijochigen Saalkirche waren abgeflacht und ergaben so ein achteckiges Gebäude mit 3/8-Anschluss.

In das 1,20 Meter dicke Mauerwerk wurden 6 Rundbogenfenster eingelassen, ein schlichtes Portal an der Südseite und im Westen ein Rundfenster.

Die Eckquaderungen trugen zur Auflockerung der Außenwände bei. Der vor dem Ausbau an der Westseite aufragende 18 Meter hohe Turm besaß eine achtseitige Turmpyramide, die nach unten hin abgerundet verlief. Das Dach bestand aus einer sechsseitigen kurzen Turmhaube, die dem Gebäude ein behäbiges Aussehen verlieh.

Auffallend im Inneren der eher schlichten Kapelle war und ist das Sterngewölbe. Es wurde in die Spätgotik aus dem Kreuzgewölbe entwickelt.

Dieses Sterngewölbe ist sicher der Hauptgrund dafür, dass die Kapelle unter Denkmalschutz gestellt und bei den Vergrößerungsarbeiten von 1936 bis 1938 in den Neubau einbezogen wurde. Ulrike Höttecke (†) beschreibt es in ihrem Referat “Die Kapelle zu Drewer” (Anfang 1984) treffend:

Die einzelnen Steine sind durch drei rundbogige Quergurte verbunden, die die Kapelle in zwei Joche einteilen. Die in der Kirche vorhandenen Halbpfeiler mit den aufgesetzten Halbkapitellen gehen einerseits in die oben genannten Quergurte über, andererseits dienen sie gleichzeitig als Ansatzstelle für das Sterngewölbe. Als Ausgangspunkt für die Halbsterne in den Schlüsseln wurden Viertelpfeiler mit aufgesetzten Viertelkapiteln angebracht.

Die Kapelle erhielt durch die regelmäßige Jocheinteilung und das Sterngewölbe ein klar gegliedertes und harmonisches Aussehen.

Inneneinrichtung und Ausmalung des Gotteshauses entsprachen dem Zeitgeist der jeweiligen Epochen der beiden vergangenen Jahrhunderte.

Nur wenige Dinge sind uns von der ursprünglichen Einrichtung erhalten geblieben. Ein auf Leinen gemaltes Ölbild des heiligen Hubertus (um 1760) diente als Antependium, Frontverkleidung des Altartisches. Eine aus Lindenholz geschnitzte gotische Madonna, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschaffen wurde; und eine Tragemuttergottes im Barockstil, die früher bei Prozessionen durch die Feldflur mitgeführt wurde.

Die Abrechnung der Baukosten erfolgte über das Kloster Grafschaft, was aus der Fortsetzung der Urkunde vom 6. November 1741 deutlich wird:

… und nachdem der kurfürstliche Ritter Berg zu Rüthen angeordnet hatte, prüft die Gemeinde die Baurechnung und speziell das nach, was nach Ermittlung der vorrätigen Kapellengelder und unter Beteiligung aller Differenzen nach spezifischer Rechnungslegung über die Unkosten des Baues und der Konsekration durch den Prälat nach Grafschaft noch aufzubringen ist.

Die Ablösung des Grafschafter Dominalzehnts erfolgte rund hundert Jahre später zwischen 1840 und 1859. Zu diesem Zeitpunkt war das Kloster durch die Säkularisierung geistlicher Länder längst aufgelöst (1804).

[…]

Die Kapelle in Drewer um 1930.

Im Jahr 1839 werden erhebliche bauliche Mängel an der Kapelle festgestellt. Baumeister Brundwicker (Soest) fertigte einen Kostenvoranschlag (182 Reichstaler) für die Reparatur an. Zehn Jahre lang geschieht nichts, bis dann die Sachverständigen Kleffner (Büren) und Rödelbronn (Rüthen) das Gebäude sorgfältig untersuchen. Sie stellen Risse in den Grundbögen, Schlüsseln und im Mauerwerk fest. Diese Schäden beruhen offensichtlich auf einem Konstruktionsfehler, da unterhalb des Daches keine durchgehenden Querbalken eingezogen wurden, das Gewölbe zu flach ist und so die gesamte Last auf die Außenmauern drückt.

Beide Sachverständige stimmen darüber ein, dass das Dach um etwa 5 Fuß gehoben werden muss und mit durchgehenden Querbalken zu verankern ist. Eine Verschiebung der Reparatur bedeutet eine große Gefahr für das Gebäude. Der Kostenvoranschlag beträgt nun 592 Reichstaler, 13 Silbergroschen, 6 Pfennig. Da die Gemeinde Drewer nicht in der Lage ist, das Geld aufzubringen, sollen die Kosten aus der Kapellenkasse finanziert werden. Am 27. März 1849 erteilt das Generalvikariat die Genehmigung. Der Steinmetz Rödelbronn, der sich als “zuverlässiger und sachverständiger Mann” erwies, führte die Arbeiten zu allseitiger Zufriedenheit pünktlich aus.

Leider war das Thema Reparaturen damit nicht abgeschlossen. 1866 wurde der Mauermeister Pehle aus Mellrich mit der vollständigen Renovierung des Daches (wahrscheinlich auch des Außenputzes) beauftragt. Am 5. Juli 1866 nahm Kreisbaumeister Rotmann die Arbeiten ohne Beanstandung ab. Es muss sich um aufwendige Arbeiten gehandelt haben, denn die Kosten betrugen 979 Reichstaler, 17 Silbergroschen und 5 Pfennig.

Die nächsten Jahrzehnte scheint die Kapelle unbeschadet überstanden zu haben. Lediglich 25 Reichstaler wurden 1876 für Dachrinnen zur Verhütung von Wasserschäden am Mauerwerk aufgewendet. 1890 weiht Pastor Brandt aus Altenrüthen zwei neue Altäre – einen Hubertusaltar (Hauptaltar über dem Tabernakel) und einen kleineren Marienaltar. Gleichzeitig erhält die Kapelle eine Ausmalung mit neugotischen Motiven und eine Orgel.

Wie rasch sich Geschmack und Zeitgeist ändern, zeigt sich in der Tatsache, dass schon 22 Jahre später (im Herbst 1912) der Kirchenmaler H. Bergenthal aus Oberschledorn mit der Neumalung des Gotteshauses beauftragt wird.

Innenansicht der Kapelle um 1930.

aus: “Die geschichtliche Entwicklung der St. Hubertuskirche und der Pfarrvikarie Drewer”
von Brigitte Scholand, in: “250 Jahre St. Hubertus-Kirche Drewer”

 

Mehr Informationen unter:

https://www.drewer.com/kirche/geschichte-der-kirche-in-drewer/

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