Gans trifft Ziege
Seit mehr als drei Jahren ist die Gänsewirtschaft mittlerweile in Betrieb, jetzt haben die ehrenamtlichen Gänsewirtinnen und -wirte ihren ersten Ausflug gemacht: Zum Netzwerken ging es in die Dorf-Z.I.E.G.E. nach Ehringhausen.
„Das ist ganz hervorragend, wir sind fast 30 Leute“, freute sich Drewers Ortsvorsteher Bernd Cordes gleich zu Beginn. Es sei von Leader so gewünscht, dass man sich innerhalb der geförderten Projekte gegenseitig kennenlerne, erklärte er, und weil Ehringhausen mit der Dorf-Z.I.E.G.E. nicht nur eine Ehrenamtskneipe, sondern gleich eine ganze Schützenhalle und Räume, in denen auch Start-Ups ihre Büros haben, geschaffen hat, fand er dieses Projekt besonders schmackhaft.
Vor über 20 Jahren gab es schon die ersten Überlegungen, in Ehringhausen was zu machen, erzählte Dorf-Z.I.E.G.E.n-Mitinitiator Dietmar Kößmeier, denn das 1600-Seelen-Dorf hatte mit der Gaststätte Zur Linde zwar eine Kneipe, der Saal war aber mehr als renovierungsbedürftig. „Die Veranstaltungen waren irgendwann alle außerhalb, selbst das Beerdigungskaffeetrinken.“ In der Linde gab es laut Dietmar Kößmeier nur noch die Muss-Veranstaltungen wie Karneval. Zweiter Versammlungsort war die alte Schule, aber auch da gab es nur das alte Klassenzimmer, das für die meisten Zusammenkünfte viel zu klein war. Also sah man sich nach Fördergeldern um, es gab aber nichts, was infrage kam. Auch nicht, als die Stadt Geseke den Bauhof schloss. Bis zu Leader und Ikek.
In Dorfwerkstätten und Projektgruppen hatte man schon erarbeitet, was Ehringhausen braucht: Ein Dorfgemeinschaftshaus mit Platz für einen großen Saal, eine Küche, Treffs für Jugendliche und Senioren, die sich gegenseitig helfen, zum Beispiel bei PC- oder Kochkursen. Einzig das Innovative fehlte, um Leader-förderfähig zu sein, also kam Jürgen Weßling auf die Idee mit den Start-Up-Büros. Weil das Planungsteam mittlerweile aber auch den Schützenverein mit ins Boot geholt hatte, sollte es eine richtige Schützenhalle werden – so groß wie das Partyzelt, 800 Quadratmeter. „Das war mit Leader-Fördermitteln nicht bezahlbar“, so Dietmar Kößmeier, also brauchte es einen zweiten Fördertopf – und einen Verein, der die ganze Organisation in die Hand nimmt. Mit der Vereinsgründung wurde auch ein Name für das Gebäude gefunden: Dorf-Z.I.E.G.E. – Zentrum für Innovation, Entwicklung und Gemeinschaft in Ehringhausen.
Als Heimatministerin Ina Scharrenbach 2017 versprach: „Ihr kriegt die Kohle“, ging es mit den intensiveren Planungen los, 2018 kam die Baugenehmigung und der Bau startete im August 2019. Ehringhausen packte da richtig fleißig mit an: 160 Leute leisteten in verschiedenen Helferteams 17000 nachgewiesene Eigenleistungsstunden und insgesamt – so schätzt Dietmar Kößmeier – mehr als 20000.
Eröffnet wurde die Dorf-Z.I.E.G.E. im letzten Sommer, dieses Jahr wurde zum ersten Mal Schützenfest dort gefeiert. Immer noch gibt es hier und da Verschönerungsmaßnahmen, draußen ist eine Lagerhalle angedacht und gerade werden Parkplätze geplant, aber Dietmar Kößmeier ist schon ganz schön stolz auf das, was in den letzten Jahren passiert ist. Die drei Start-Up-Büros sind belegt, es sei die modernste Halle im ganzen Kreis, schließlich habe sie sogar eine Fußbodenheizung, der Ziegentreff ist jeden Freitag ab 18 Uhr geöffnet und seit zwei Wochen ist sie sogar auch Trauort der Stadt Geseke. Einzig die Betriebszeit ist ein kleines Manko: Nur zu Brauchtumsfesten wie Schützenfest darf in der Halle länger als bis 22 Uhr gefeiert werden. Aber hätte es die Klausel nicht gegeben, hätte Ehringhausen gar keine Genehmigung bekommen.
Nach einer Führung, leckerem Buffet und ausgiebigem Ausprobieren der Getränkekarte resümierte Bernd Cordes: „Wir hatten einen schönen Abend und einen guten Austausch mit einem anderen Leader-Projekt.“ Er wolle das System der Vernetzung weiter durchführen und hofft, „in der Zukunft etwas mehr Drehzahl auf die Mühle zu kriegen“. Da sei er aber ganz optimistisch, denn: „Ihr seid die, die den Laden aufrecht halten.“